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Was sind Kommunikationshilfen?

Interview mit Detlef Goldstein, Geschäftsführer

Kommunikationshilfen helfen Menschen, die nicht in der Lage sind selbstständig zu sprechen, wieder zu kommunzieren.
Detlef Goldstein

ist seit mehr als zehn Jahren Geschäftsführer der epitech GmbH, zu der die Marken epitech Kommunikationshilfen und epitech Epilepsie-Überwachung gehören.

„Mitmenschlichkeit geht uns alle etwas an.”

Herr Goldstein, Sie sind Geschäftsführer von epitech. Zum Unternehmen gehört auch der Bereich der Kommunikationshilfen – was genau deckt dieser Bereich ab?
Wir haben jahrelang so gearbeitet wie unsere Mitbewerber: unsere Produkte wie üblich angeboten und die Betroffenen damit versorgt. Davon will ich ein Stück weit wegkommen, ich will mehr. Es soll darum gehen, für jeden Betroffenen eine individuelle Lösung zu erarbeiten. Mit den Kommunikationshilfen wollen wir eine bessere Alltagskommunikation ermöglichen. Zusätzlich soll ein Co-therapeutischer Ansatz verfolgt werden.

Welche Werte werden in diesem Zusammenhang vertreten?
Wir wollen Mitmenschlichkeit symbolisieren, und die geht uns alle etwas an. Die Technik ist in der Hinsicht nur Mittel zum Zweck. Es geht vielmehr um die Chance auf mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung.

Was wird den Betroffenen mit dem Einsatz der Kommunikationshilfen ermöglicht?
Es gibt zwei Bereiche: zum einen die Kompensation des eigenen Sprachverlusts. Mit den Betroffenen erarbeiten wir gemeinsam einen Fahrplan und sichern ihnen eine Versorgung mit der richtigen Technik zu. Diese soll helfen, eigenständig zu sprechen bzw. Verbesserung schaffen. Kommunikationsgeräte sind eine Hilfe im sozialen kommunikativen Alltag. Außerdem ist der Einsatz der Kommunikationshilfen ein therapeutischer Zusatznutzen. Betroffene kommen dadurch wieder ein Stück in die Lautsprache hinein.

Wie funktionieren diese Kommunikationshilfen?
Die Betroffenen, die eine elektronische Kommunikationshilfe nutzen, haben ganz unterschiedliche Einschränkungen, motorisch und/oder kognitiv. Entsprechend variabel sind die Kommunikationsgeräte. Dies gilt zum einen für die Bedienung, die von der direkten Nutzung über einen Touchscreen bis hin zu einer Augensteuerung reicht, und zum anderen für die Oberflächen. Hier kann eine Tastatur genutzt werden oder eine Kommunikation mittels einer Symbolik bzw. über Fotos erfolgen. Alle unsere Systeme sind mit einer Sprachausgabe versehen, sodass eine Unterhaltung auch in größerer Runde möglich ist.

Was ist Ihnen im Umgang mit Betroffenen wichtig?
Ich war jahrelang selbst in der Beratung im Außendienst tätig. Für mich ist und war immer wichtig, dass den Betroffenen eine verstärkte Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht wird. Dass sie aktiv kommunizieren und nicht nur auf Fragen reagieren können. Außerdem steht der Aspekt der Empathie im Vordergrund. Man soll den Menschen als Ganzes sehen, auch in seiner Individualität, was die Kommunikationsbedürfnisse angeht. Jeder Mensch hat das Recht darauf, eigenständig zu kommunizieren.

Warum setzen Sie sich für die Nutzung von Kommunikationshilfen ein?
Wir wollen mit dem Vorurteil aufräumen, dass der Einsatz eines Kommunikationsgeräts der letzte Strohhalm ist, wenn gar nichts mehr geht. Es gibt wissenschaftliche Studien, die dokumentieren, dass der frühzeitige Einsatz eines Kommunikationsgerätes nach beispielsweise einem Schlaganfall dazu führt, die Situation, was die eigene Sprache angeht, zu verbessern. Diesen Erkenntnissen sollte sich niemand verwehren.